La villa romaine de Grigy à Metz (Moselle)
|Zusammenfassung
Texte intégral
1Die römische Villa von Grigy wurde 2011 im Rahmen einer Präventivgrabung auf einer am Stadtrand von Metz (Dép. Moselle) gelegenen Fläche von 5 ha untersucht. Ihre Existenz war bei der archäologischen Voruntersuchung eines 70 ha großen Geländes nachgewiesen worden, welche es ermöglichte, die Einbindung der Villa in die Landschaft und in die Kommunikationsnetze groß-maßstäblich zu verstehen. Die anschließende Grabung führte zur vollständigen Aufdeckung von Wohn- und Wirtschaftsteil dieser ausgedehnten Einzelsiedlung innerhalb der Mediomatriker-Civitas, die sich auf einem Areal entwickelte, welches in vorrömischer Zeit kaum genutzt worden war. Die Entstehungszeit des Gehöfts fällt in jene Übergangsperiode am Ende des 1. Jh.v. Chr., in der Metz/Divodurum seinen Status als Civitas-Hauptort auf Kosten des in der Nähe des Col de Saverne gelegenen Oppidums„ Fossé des Pandours “erwarb.
2Die Villa liegt auf den fruchtbaren, anlehmigen Lössböden des Lothringer Stufenlandes, in einer flachen Senke, auf deren Sohle ein kleiner Bach fließt (ruisseau des Linières). Die ersten Gebäude, kleine Pfostenbauten, wurden westlich dieses Wasserlaufes errichtet. Sie waren vermutlich aus Eichenholz und Lehm gefertigt. Dachziegel sind zwar nachgewiesen, aber selten, so dass eine Verwendung von Schindeln zur Dacheindeckung wahrscheinlicher ist. Von Beginn an war ein Kommunikationsnetz vorhanden, das allerdings eher aus Wegen als aus Straßen bestand. Am Rande eines Weges südlich des Hauptgebäudes wurde ein kleiner Friedhof angelegt, um das Andenken an die ersten Bewohner zu ehren. Die dortigen Brandgräber sind mit zahlreichen Gruben verbunden, deren verschiedene Depots von den Bestattungspraktiken der damaligen Zeit zeugen. Das Fehlen von Bestattungen aus der Zeit des ausgehenden 1. Jh. n. Chr. und später deutet auf eine Verlegung der Nekropole hin. Diese Verlagerung ist zeitgleich mit dem Übergang zur Steinbauweise der Villa und der Anlage neuer Zufahrtswege.
3Gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. oder zu Beginn des 2. Jh. wird der Gutshof nämlich umfassend umstrukturiert: Im Westen wird ein großes Wohngebäude errichtet, während östlich des Baches, in der pars rustica, ein Gebäude mit Portikus erbaut wird. Zunächst war die Anlage um bzw. innerhalb eines einheitlichen Hofareals organisiert, bevor dieses später in zwei und schließlich in drei Teileinheiten untergliedert wurde, um die verschiedenen Nutzungsbereiche abzugrenzen.
4Die auf der Rückseite des Hauptgebäudes, nach Nordwesten hin gelegene Einfriedung dürfte der Aufwertung des Anwesens gedient haben – zumal wenn man hier von der Existenz einer Parkanlage oder eines Baumgartens ausgeht, und sicherte zudem die Villa durch eine geschlossene Hofmauer. Das Hauptgebäude ist mit einem Bad ausgestattet und weist mindestens zwei mit Fußbodenheizungen versehene Räume auf, was auf einen Lebensstil hindeutet, bei dem Wohlstand und Komfort immer wichtiger werden.
5Landwirtschaftliche und handwerkliche Tätigkeiten spielten aber weiterhin eine gewichtige Rolle. Letztere zeigen sich insbesondere in einigen hölzernen Produktionseinrichtungen: einem großen rechteckigen Bassin und mehreren kleinen quadratischen Becken, die durch ein System zur Wasserver- und -entsorgung verbunden waren. Die Erzeugnisse konnten in hölzernen Nebengebäuden gelagert werden, die immer noch in der traditionellen Pfostenbauweise errichtet waren. Der zweigeteilte Grundriss des Gutshofes ist zu diesem Zeitpunkt deutlich ausgeprägt mit dem Hauptgebäude im Westen und einer Gruppe weiterer Bauten mit ungewissem Status im Osten, darunter das große Steingebäude, bei dem es sich um ein zweites Wohnhaus (für einen Verwalter?) gehandelt haben dürfte.
6Der Beginn des 5. Jh.n. Chr. markiert das Ende der Nutzung des Villenareals, wobei ein Teil der Gebäude des Gutshofes damals vielleicht schon nicht mehr stand oder in Verfall begriffen war. Das zeigen einige Befunde (Gruben, Pfostenlöcher und eine Herdstelle) vor allem im südlichen Teil des Hauptgebäudes, die Fundmaterial aus der Zeit der ausgehenden Spätantike geliefert haben.
7Im Gefolge der Grabung wurden zahlreiche Detailstudien und Analysen durchgeführt, an denen etwa zwanzig Spezialisten beteiligt waren, die besonders dazu beigetragen haben, bestimmte ausgeübte Tätigkeiten näher zu beleuchten. So konnten, neben zahlreichen Hinweisen auf Ackerbau und Viehzucht, die vorhin genannten, bemerkenswert gut erhaltenen hölzernen Produktionseinrichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Korbwaren- und Textilproduktion in Verbindung gebracht werden – Aktivitäten, die durch neuere Entdeckungen mehr und mehr nachgewiesen sind. In der Region sind mehrere Darstellungen von Texilhandwerkern bzw. -händlern bekannt, und viele der erhaltenen Metzer Grabsteine beziehen sich auf Kaufleute. Der Aufschwung des Textilhandels mit dem Hauptort der Civitas basierte anscheinend auf einfachen, aber strukturierten Produktionsmitteln, die in der Lage waren, die Stadt zu versorgen. Dieser Rahmen und die kurzen Vertriebswege scheinen nun durch die archäologischen Befunde bestätigt zu werden. Obwohl der Handel über längere Distanzen hinweg für die Frühphase der Villa anhand von Weinimporten aus Italien, dem Rhonetal und der Baetica belegt ist – und für das 3. Jh. n. Chr. durch Holz aus den Vogesen, stammt der Großteil der nachgewiesenen Objekte, unabhängig vom betrachteten Zeitraum, aus regionalen Werkstätten. Das zeigen die Studien zum Fundmaterial, die einen wesentlichen Teil des Bandes ausmachen, darunter ein umfangreicher Münzkatalog, der auch online zugänglich ist (https://gallia.cnrs.fr).
8Die vorliegende Fallstudie bietet somit ein präzises Bild von der Entwicklung einer ausgedehnten römischen Einzelsiedlung, die vollständig untersucht werden konnte, was in Frankreich außergewöhnlich ist. Die Ergebnisse der Grabung, die auf einem umfassenden und multidisziplinären Ansatz basieren, sind ein besonders anschauliches Beispiel für die wichtigen Beiträge, die die Präventivarchäologie zu liefern vermag, und machen diese Villa zu einem wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Erforschung der ländlichen Besiedlung in der Gallia Belgica.
9 Christian Dreier
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